Mardin – Türkei

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Mardin, Anatolien, Türkei

Der Muezzin ruft zum Gebet aus den Höhen der Moschee – darunter mischt sich das Geläut von Glocken: Sie sind in Mardin! Mardin scheint wie ein Echo aus der Vergangenheit in die …

Der Muezzin ruft zum Gebet aus den Höhen der Moschee – darunter mischt sich das Geläut von Glocken: Sie sind in Mardin! Mardin scheint wie ein Echo aus der Vergangenheit in die Gegenwart zu hallen. Vor etwa 4800 Jahren sollen einst die Sumerer die Stadt gegründet haben. Den Sumerern folgten die Babylonier und Hethiter, die Assyrer, Perser, Emeviden, Abassiden und Artuken. Jedes Volk hinterließ in der Stadt und der Region Mardin seine Spuren. Am deutlichsten auch heute noch zu finden sind jene, welche die ersten Christen etwa um 500 n. Ch. hinterließen.

Der erste Blick auf die Stadt wirkt etwas enttäuschend. Unattraktiv wirken Neubauten und Militärbereiche, aus denen sich dann stolz die eigentliche Altstadt erhebt und einen atemberaubenden Blick auf die irakische Tiefebene freigibt, denn Mardin liegt direkt an der Grenze zu Syrien und Irak. Hinter Mardin erhebt sich das Kalksteingebirge Tur Abdin – der heilige Berg der aramäischen Christen. Er gilt noch heute als Zentrum und Ausgangspunkt der weltweiten ökumenischen Bewegung. Heute findet man von den einst mehr als 80 Klöstern blieben nach der Christenverfolgung nur wenige erhalten und aktiv. Die Klöster Mar Gabriel aus dem 4. Jahrhundert und Deir Az-Zafaran aus dem 5. Jahrhundert gehören dazu.

Für Jahrhunderte war das syrisch-orthodoxe Kloster Sitz des Patriarchen der Kirche. Erst 1933 wurde es auf Grund der Christenverfolgung nach Homs, Syrien, später nach Damaskus verlegt. Der Name Deir Az-Zafaran soll auf die safran -gelbe Tönung des Gesteins zurück gehen. Der syrisch-orthodoxe Name geht allerdings auf den Gründer Hananias zurück: „Mar Hanania“. Heute leben der Erzbischof, ein Priester und zwei Mönche im Kloster. Das Kloster hat regen Besucherverkehr, denn viele Christen wählen den Tur Abdin und das Kloster als Ziel einer Pilgerreise.

Ganz in uralter Tradition leben auch heute noch arabische, aramäische und armenische Christen gemeinsam mit Muslime in Mardin. Als älteste Moschee gilt die „Ulu Camii“ aus dem 11. Jahrhundert, aus dem 14. und 15. Jahrhundert stammen die „Kasim Pascha Medrese“ und „Isa Bey Medrese“. Die meisten Kirchen der Stadt sind nicht zugänglich. Eine Ausnahme bildet die wahrscheinlich auch älteste Kirche „St. Michelis“, die „Kirche der 40 Märtyrer“, südlich des Basarviertels gelegen. Sie stammt mit hoher Wahrscheinlich aus dem Jahr 196 n.Chr. und gilt überhaupt als eine der ältesten christlich-sakralen Bauwerke des Tur Abdin. Neben den unendlich vielen historischen Bauwerken und seiner ur-christlichen Geschichte lockt Mardin auch mit seinen engen, geheimnisvoll anmutenden Gassen. Handwerker bieten hier ihre, in uralter Tradition gefertigten, Waren feil.

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